Die Egerländer Mundart gehört zur bairischen Sprachfamilie. Das historische Egerland umfasste Gebiete in Böhmen, Oberfranken, der Oberpfalz und dem Vogtland (Sachsen).

Weil Landesgrenzen nicht automatisch auch Sprachgrenzen sind, wird diese Mundart nach wie vor im Stiftland und Sechsämterland gesprochen, während in dem Teil des historischen Egerlandes, das heute in der Tschechischen Republik liegt, praktisch nur noch Tschechisch gesprochen wird. Die deutsche Bevölkerung, die in diesem Gebiet seit dem 11. Jahrhundert gelebt hatte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben.

So kommt es, dass nur noch ganz wenige Egerländer, die 1945 bleiben durften oder mussten, in dem heute tschechischen Teil des historischen Egerlandes leben. Es gab keinen deutschen Schulunterricht mehr und die Umgangssprache war tschechisch. Daher spricht die Kinder- und Enkelgeneration kaum noch die Egerländer Mundart.

Und bei den von dort vertriebenen Egerländern, die auf ganz Deutschland und Österreich verteilt worden sind, spricht auch kaum jemand von der Kinder- und Enkelgeneration noch die Egerländer Mundart. Die Umgangssprache in der sie aufgewachsen sind, ist fränkisch, schwäbisch, hessisch, sächsisch, oberbairisch, u.v.m.

Darum ist es ein besonderes Geschenk, dass es in unserer Egerländer Gmoi in Nürnberg noch Mundartsprecherinnen und Mundartsprecher gibt.

Hier ein paar Hörbeispiele von unserem Mundartstammtisch und  anderen Veranstaltungen unserer Gmoi, denn Sprache muss man hören!

 

„Kernigha Wörta asn Eghalånd“

Gedicht von Franz Starauschek * 1890 in Rockendorf b. Marienbad † 1957 in Wiesbaden

Die Eltern des Vortragenden stammten aus Eger.

 

„Da Kouchntoag“ – „s`Uafmråuha“

Zwei lustige Begebenheiten die der Großvater aus Eger seinem Enkel erzählte, der hier in Franken geboren und aufgewachsen ist  und der sie hier vorträgt.

 

„Eine lustige Geschichte von zwei Schulbuben“

Aus einem Heimatbrief vorgelesen von einem Egerländer aus der Gegend von Ellbogen.

 

„Winterzeit …“

Gedicht von Toni Schuster * 1932 in Deutschbundesort b. Ellbogen † 2005 in Ellbogen

Vorgelesen von einer Egerländerin, die bei der Vertreibung aus Ellbogen a. d. Eger, ein Jahr alt war.

 

Ein bisschen Grammatik gefällig?

Dann horcht gut zu, wie verschieden die Zahlen „2“ und „3“ in der Egerländer Mundartsind:

„Eghalandrisch 2 und 3“

von Gerald Deistler sen. * 1937 in Schönbach b. Eger  † 2007 in Kalchreuth b. Nürnberg

Habt Ihr`s gemerkt?

zwei Arme = „zwäi Arm“, zwei Hände = „zwou Händ“, zwei Beine = „zwåå Boina“

drei Buben = „drei Boum“, drei Mädchen = „draa Moidla“

Bei diesen Zahlen wird in der Egerländer Mundart zwischen männlich, weiblich und sächlich unterschieden.

 

„Da Schnårcher“ - "Fischn"

Geschrieben und gesprochen von Gerald Deistler sen. * 1937 in Schönbach † 2007 in Kalchreuth


Da Schnårcher

Fischn

 

Ein paar Anmerkungen zur Mundartschreibweise:

Der Unterschied von der Mundart zur Schriftsprache ist der, dass es für die Mundart keine festgelegte Rechtschrift gibt. Die Mundart muss man so schreiben, wie man sie hört. Und da fängt das Problem schon an, denn für manche Laute gibt es keinen passenden Buchstaben in unserem Alphabet.

Zusätzlich zur in allen Mundarten geltenden Regel, die Wörter einfach so zu schreiben wie man sie hört, haben sich bei den Egerländern ein paar übliche Schreibweisen entwickelt:

Denn das „a“ welches auch ein bisschen wie ein „o“ klingt, wird „å“ geschrieben:

z,.B. „låchn“ = lachen, „måchn“ = machen, „båchn“ = backen, „Tåschn“ = Tasche

 

Die Laute „aou (åu) und ou“ sind besonders prägend und für Außenstehende nicht leicht zu unterscheiden:

Daou haoust a Böia, dös tout gout = Da hast Du ein Bier, das tut gut.

Laou ma maa Rouh = Lass mich in Ruhe

 

Das  „g“ wird in manchen Wörtern wie ein „ch“ gesprochen. Dafür kann man dann „gh“ schreiben:

z.B. „Eghalånd“ = Egerland 

 

Bei der Mundartschreibweise verdoppelt man gerne die Buchstaben die man langgezogenen spricht:      

z.B. „Schlåutfeegha“ = Schlotfeger, „Dooch“ = Dach

 

Viele Egerländer Mundartschreiber schreiben Buchstaben die nicht gesprochen werden in Klammern dazu, um den Sinn des Wortes verständlicher zu machen. Diese Schreibweise ist etwas umstritten, denn sie irritiert beim Lesen oft mehr als sie hilfreich ist:

z.B. „oi(n)s“ = eins, „schäi(n“ = schön, „Schmie(d“ = Schmied, „Poa(r“ = Paar, „nea(r“ = nur

 

Aber niemand sollte sich Sorgen darüber machen, ob er richtig schreibt, denn es gibt wiegesagt keine Mundartrechtschreibung!

Das Wichtigste ist, überhaupt zu schreiben!

Denn – wer schreibt, der bleibt!

Denn – was aufgeschrieben ist, wird nicht so leicht vergessen!